Von Afghanistan auf den Ritten

shiri

Warum kommen Flüchtlinge zu uns? Was erleiden junge Menschen, bevor sie ihre Heimat verlassen? Auf diese Fragen ging der junge Afghane Alidad Shiri in der ergreifenden Schilderung seiner über 4-jährigen Flucht aus seinem Heimatland ein. Im Rahmen des FÜL-Unterrichts erzählte er kürzlich in der Bibliothek den Schülerinnen und Schülern der Klasse 1 B-WS von seiner qualvollen und mitunter lebensgefährlichen Flucht von Afghanistan nach Südtirol.


Alidad Shiri wuchs wohlbehütet in einer wohlhabenden Familie in Ghazni, einer Stadt in Afghanistan, auf, bis er innerhalb weniger Monate seinen Vater, seine Mutter, seine Oma und seine Schwester durch Anschläge der Taliban verlor. Daraufhin floh er im Jahre 2000 nach Pakistan, wo er sich ca. zwei Jahre aufhielt. Da er dort keine Zukunftsperspektiven sah, machte er sich auf den Weg nach Europa.

Nach einem entbehrungsreichen, gefährlichen Marsch (Hunger, Kälte, Läuse...) durch den Iran und die Türkei gelangte Alidad Shiri schließlich mit einem Schlauchboot nach Griechenland. Hier band sich der inzwischen 13-Jährige unter einem Tankwagen fest, der auf einem Schiff nach Italien übersetzte. Mit letzter Kraft schaffte es Alidad durchzuhalten, bis der LKW endlich an einer Raststätte in der Nähe von Brixen anhielt...

Alidad Shiri, der seit 2005 in Südtirol lebt, wurde von einer Rittner Familie adoptiert und schreibt heute u.a. für den Alto Adige. Daneben verfasste der junge Afghane mehrere Bücher, und zwar „Via dalla pazza guerra“und „Anche Superman era un rifugiato“.

Zur Vertiefung des Themas Flucht (aus Afghanistan) liest die Klasse den Roman „Drachenläufer“ des afghanischen Autors Hosseini. In dieser berührenden und poetischen Geschichte wird den Schülerinnen und Schülern am Beispiel eines weiteren Einzelschicksals die Problematik nähergebracht. Dies fördert das Verständnis füreinander und dadurch das Einfühlungsvermögen.

Begleitet wurde Alidad Shiri von Carlotta Sami, der Beauftragten des UNHCR Südeuropas. Sie ergänzte dessen Lebensgeschichte mit einigen wichtigen Informationen:
• 2019 sind weltweit ca. 71.000.000 Menschen auf der Flucht, von denen 86% nicht nach Europa kommen, sondern sich in den jeweiligen Nachbarstaaten aufhalten.
• 44.400 Menschen flüchten täglich aus ihrer Heimat.
• Die meisten Flüchtlinge aus dem Mittleren und Nahen Osten hat die Türkei aufgenommen (ca.3.000.000), gefolgt von Deutschland (1.000.000 im Jahr 2015).
• Italien rangiert in Europa erst auf dem 6. Platz mit ca. 300.000 Flüchtlingen, davon erhielten 189.000 Asyl; das entspricht bei insgesamt 60,6Mio Einwohnern 0,5% der Bevölkerung.
Die 5 Top-Herkunftsländer sind: Pakistan, Nigeria, Bangladesch, Senegal und Ukraine.
• Zurzeit leben ca. 980 Flüchtlinge in Südtirol.
Frau Sami erklärte auch kurz den Unterschied zwischen Flüchtling und Migrant und betonte, dass nur jenen Flüchtlingen Asyl gewährt werde, die in ihrer Heimat in Lebensgefahr seien (aus politischen, religiösen, ethnischen Gründen).

Helene Zelger

 

 

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