Eine Boznerin in der Zentrale des EU-Rechnungshofs Vor 40 Jahren, von 1974 bis 1976, unterrichtete Rosmarie Carotti als blutjunge Lehrerin zwei Jahre lang an der Handelsoberschule Bozen. In der Folge arbeitete sie drei Jahre lang bei der EU in Brüssel, 1980 nahm sie dann eine Stelle am Europäischen Rechnungshof in Luxemburg an. Mittlerweile ist die Boznerin in diesem EU-Gremium in führender Position tätig, als rechte Hand des Präsidenten Vitor Manuel da Silva Caldeira und als Chefredakteurin der monatlichen Zeitschrift des Rechnungshofs. Bei einem Vortrag in der Aula Magna erzählte Carotti den Schülerinnen und Schülern der fünften Klassen und der 4 B-WS von ihrer Arbeit und von den verschiedenen Tätigkeiten des Rechnungshofes. Die Maturanten erhielten auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Im Bild Rosmarie Carotti (Mitte) mit Dir. Barbara Pobitzer, Prof. Alfred Fischnaller und zwei Schülerinnen der 5 A-SP, Alexandra Staffler und Stefanie Dissertori. "Der Europäische Rechnungshof EuRH hat 1977 seine Arbeit aufgenommen. Er kontrolliert alle Agenturen der EU, den Ministerrat, die Europäische Zentralbank und die Europäischen Investitionsbank und kann unabhängig vor Gericht ziehen", berichtete Rosmarie Carotti den Maturantinnen und Maturanten. "Der EuRH ist aber kein Polizeiorgan. Wir suchen nicht nach Betrugsfällen. Diese werden gleich an ein anderes Organ (OLAF) weitergegeben. Die Stellungnahmen des Hofes sind nicht bindend. Der EuRH ist kein Gerichtshof, hat also keine richterlichen Befugnisse. Vorrangiges Ziel ist die Unterstützung des Europäischen Parlaments durch die Vorlage von Berichten." Der Rechnungshof hat 28 Mitglieder - je einen Vertreter pro Land. Diese Mitglieder haben diplomatischen Status und werden von den jeweiligen Regierungen vorgeschlagen. Der Sitz befindet sich in Luxemburg. Rosmarie Coratti gab den - von der Maturantenfete des Vortags etwas ermatteten - Studenten auch einige Tipps und Ratschläge für die Arbeit in den Europäischen Institutionen: "Meldet euch für ein bezahltes oder auch unbezahltes Praktikum. Um fix angestellt zu werden muss mann dann eine Prüfung absolvieren. Die Arbeit in Brüssel, Straßburg oder Luxemburg ist äußerst interessant und man kann auch Karriere machen. Erste Voraussetzung ist natürlich die Beherrschung von mehreren Sprachen. Neben Englisch sollte man auch Französisch können. In diesen zwei Sprachen wird am Rechnungshof kommuniziert. Mittlerweile wird rund 80 Prozent Englisch gesprochen, 20 Prozent Französisch. Bis 2004 war auch Deutsch als dritte Sprache mit dabei, dann wurde aber auf zwei Sprachen gekürzt. Die neu hinzu gekommenen Länder, vor allem jene aus dem Ostblock, haben dies so mit entschieden. Und dies, obwohl die Angestellten aus dem Osten oft besser Deutsch sprachen als Englisch", erzählte die Boznerin.