Arme reiche Eltern Wer in Südtirol mehr als 19.000 Euro bereinigtes Familieneinkommen hat, ist reich – jedenfalls reich genug, um sich die teuren Schulbücher für die Oberschulen leisten zu können. Bis zu 500 Euro und mehr müssen diese Eltern herausrücken, damit ihr Kind mit den vorgeschriebenen Lehrbüchern versorgt ist. Die Verbraucherzentrale hat die Einkaufslisten einiger Schulen unter die Lupe genommen. Ein Blick in den Bücherlisten von sechs Bozner Oberschulen habe erstaunliches zutage gefördert: Südtiroler Eltern müssen dieser Tage für den Kauf der Schulbücher ihrer Oberschüler tief in die Tasche greifen. Betroffen sind alle Eltern, deren Nachwuchs über die Pflichtschuljahre hinausgewachsen sind, also eine zweite, dritte, vierte oder fünfte Oberschulklasse besuchen. Von der Pflicht, die Lehrbücher zu kaufen sind nur jene Familien ausgenommen, deren bereinigtes Einkommen weniger als 19.000 Euro beträgt. „Diese Obergrenze gehe jedoch völlig an der Realität vorbei“, kritisiert die Verbraucherzentrale. Denn wer so wenig verdiene, kämpfe bei den heutigen Lebenshaltungskosten um das blanke Überleben – oder er führt den Fiskus hinters Licht. „Normalverdiener, die Schulbücher selber kaufen müssen und das sogar für mehr als ein Kind, kommen angesichts dieser Ausgaben zunehmend in Schwierigkeiten“, weiß VZS–Geschäftsführer Walther Andreaus. Eine Möglichkeit, die Ausgaben zu reduzieren sei der Kauf von Gebrauchtbüchern. Doch bei Neueinführungen fällt diese Möglichkeit weg, ebenso bei allen Formen von Arbeitsbüchern, etwa in den Fremdsprachenfächern. Die Verbraucherschützer rufen die Schulbehörden und die Lehrerkollegien auf, bei der nächst fälligen Auswahl von Lehrbüchern an die zunehmenden finanziellen Engpässe in den Familien zu denken. „Bücher sollten nur dann auf die Einkaufsliste, wenn sie im Unterricht auch wirklich eingesetzt werden. Außerdem sollten Verlage gewählt werden, die preislich akzeptabel sind und schließlich sollten Neueinführungen so selten wie möglich vorgenommen werden“, fordert die VZS. Der Ministerrat hat auf italienischem Staatsgebiet für dieses Schuljahr eine Obergrenze bei allen Büchern für die Pflichtschuljahre festgelegt. Diese Maßnahme, so die Verbraucherschützer, wäre im Sinne der Südtiroler Steuerzahler auch in unserem Lande angebracht. Den Schülerinnen und Schülern empfiehlt die VZS indes, sich auf den Buchmärkten umzusehen, die in den kommenden Tagen in Südtirol stattfinden, bzw. sich die Bücher von MitschülerInnen aus den höheren Klassen zu besorgen. Die Kosten für Bücher im heurigen Schuljahr anhand einiger Beispiele: Handelsoberschule „Heinrich Kunter“, Bozen, 4. Klasse, 343,01 € + empfohlene Bücher: 157,14 € Humanistisches Gymnasium „W.v.d. Vogelweide“, Bozen, 5. Klasse, Altsprachliche Fachrichtung, 283.30 € + empfohlene Bücher: 90,00 € Humanistisches Gymnasium „W.v.d. Vogelweide“, Bozen, 5. Klasse, Neusprachliche Fachrichtung, 392,3,70 € + empfohlene Bücher: 63,7 € Gewerbeoberschule Max Valier, Bozen, 3. Klasse, Fachrichtung Maschinenbau, 306,2 € + empfohlene Bücher: 162,90 € Gewerbeoberschule Max Valier, Bozen, 5. Klasse, Fachrichtung Maschinenbau 313,3 € + empfohlene Bücher: 186,90 € Realgymnasium, Bozen, Fagenstraße, 3. Klasse, 319,74 € Europäisches Lyzeum, „Marcelline“, 2. Klasse, Sprachenlyzeum 533.61 € + empfohlene Bücher: 11,00 € Fachlehranstalt für Industrie und Handwerk "Galileo Galilei", 3. Klasse, Technische Fachrichtung, 157,25 € + empfohlene Bücher: 43,45 € Fachlehranstalt für Wirtschaft und Tourismus "Claudia de' Medici", 4. Klasse, Fachrichtung Technik und soziale Dienste, 155,25 € + empfohlene Bücher: 14,20 € Fachlehranstalt für Industrie und Handwerk "Galileo Galilei", Bozen, 5. Klasse Fachrichtung Biologie und Chemie 185,19 € + empfohlene Bücher: 19,25 € Lyzeum für Komunikationswissenschaften "G.Toniolo", 4. Klasse, Fachrichtung Sport, 150,5 €