Italienmeisterschaft mit Zelt als Behausung Wer auf eine abenteuerliche Erlebnispädagogik oder ein Schulprojekt mit Überlebensaktivitäten in der freien Natur spekuliert hat, wird enttäuscht sein. Acht-Mann-Zelte in Militärmanier mit 4 Doppelbettschlafgelegenheiten unter freiem Himmel mit Zeltdach (Zelte mussten wegen der Hitze ständig offen gehalten werden) war das beeindruckende Angebot der Veranstalter der heurigen Italienmeisterschaft im Orientierungslauf und Segeln für Mittel- und Oberschüler, welche Anfang Juni 2011in Policoro (Provinz Matera in der Basilicata) stattfanden. Die Vorfreude auf diese Meisterschaften war sehr groß, denn man konnte sich über fünf Tage Meeraufenthalt mit Wettkampfmöglichkeit freuen. Fast 1000 Personen beherbergte die Kolonie am Meer. Die „Segler" waren in Bungalows und Karren in Wildwest-Manier untergebracht und die stark naturverbundenen Orientierungsläufer durften mit auf engstem Raum aufgestellten Großzelten im so genannten „green park" Vorlieb nehmen. Mehr als 50 Zelte waren auf kleinen Sanddünen in einem Pinienwald aufgebaut. Als Untergrund fungierte ein niedriges Holzpodium. Die verschiedenen Teilnehmer aller 20 Regionen Italiens waren bunt vermischt auf die einzelnen Zelte verteilt. Auf diese Art und Weise konnte ein Zelt pro Region für die weiblichen Teilnehmer (3 bis 4 Mittelschüler und 3 bis 4 Oberschüler) und ein Zelt für die männlichen Vertreter besetzt werden. Als Draufgabe durften die begleitenden Sportlehrer mit den Schülern gemeinsam im Zelt „hausen", was ursprünglich als ein guter Witz gehandelt wurde. Der begleitende Sportlehrer, Rudi Mair, kann diese Unterbringung ohne Abstriche bestätigten. Zudem mussten die Sanitäranlagen, wie auf einem Campingplatz üblich, mit mehreren hundert Personen geteilt werden. Lehrer wie Schüler warteten in Reih und Glied, um bei den üblichen Stoßzeiten einen Platz in der Nasszelle oder in der Toilette zu ergattern. Platz sparend waren auch noch Toilette, Waschbecken und Dusche ohne Duschvorhang in einem einzigen Raum in einer Zehner-Reihe untergebracht. Ein chaotisches Durcheinander und ein Regionen übergreifendes Kennen lernen ohne Grenzen waren an der Tagesordnung. Geschlechtertrennung und penible Aufsicht in Freizeitmomenten im Zelt und am Meer mussten locker gehandelt werden. Aber eine 24-stündige Aufsicht war durch diese Art von Unterbringung gewährleistet, was nicht unbedingt in die Vorstellung der Schüler passte. Und ob sich alle begleitenden männlichen wie weiblichen Sportlehrer, welche normalerweise Ein- oder Zweibettzimmer bei der Betreuung einer Italienmeisterschaft gewohnt sind, in ihrer Haut wohl fühlten, lassen wir dahin gestellt. Aber naturverbundene Sportler/innen und Lehrer steckten sämtliche privaten Bedürfnisse zum Wohle der Allgemeinheit und der Veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand. Sand war ein ständiger Begleiter, speziell bei den Schülern; welche es nicht immer notwendig fanden sich vom Sand zu befreien bevor sie die Lagerstätte aufsuchten und zur Ruhe legten. Erst wenn der Sand in den Bettlacken überhand nahm, besann man sich einzelne Sandanhäufungen vom Bett zu entfernen. Das Kleiderchaos im Zelt sprach weitere Bände, wenn für acht Personen samt Lehrer nur ein Tisch und ein Schrank für Ordnung im Zelt sorgen sollten. Alle Schüler hatten schlussendlich aber Spaß an der Freude, genossen Wettkampf und Freizeit und das Austoben am Strand und im Meer. Die Lehrer waren gefordert ihre Aufsichtspflicht zu bewahren und die Schüler in ihren verschiedenen Vorhaben zu unterstützen. Im Gegensatz zu diesen Erlebnissen einer Italienmeisterschaft im Orientierungslauf gesellen sich die Erfahrungen einer begleitenden Lehrperson mit Teilnehmern an der Cross-Italienmeisterschaft Ende März 2011 in Nove (Marostica - Provinz Treviso). Diesen Teilnehmern war ein „vier Sterne" Hotelzimmer nicht ausreichend, um ihren Vorstellungen und Ansprüchen zu genügen. Vehement forderten sie über den Sportlehrer ein anderes Zimmer, obwohl das Zugewiesene ohne Mängel irgendeiner Art war. Nur eine einzige Nacht in einem Zimmer „ohne Meeresblick" zu überleben schien fast unrealisierbar. Orientierungsläufer/innen, obwohl auserwählte Teilnehmer einer Italienmeisterschaft, hausten samt Lehrer für 5 Tage in Zelten, ohne Aufruhr und spezielle Ansprüche. Interessant: welche krassen Unterschiede unsere Schulwelt zu erleben und ertragen hat!