PISA-Test: Blaues Auge für Südtirols Schule Bei der PISA-Studie 2003 hatten Südtirols Oberschüler noch weltmeisterlich abgeschnitten, allerdings wurden damals einige Bereiche des Südtiroler Schulwesens (u.a. Berufsschulen) nicht erfasst. Auch drei Jahre später kam das Land noch gut weg. Diesmal fielen die Ergebnisse ernüchternd aus: Vor allem im Textverständnis bekundeten Südtirols Oberschüler Schwächen. Im Bild oben Südtirols Schulleute bei der Vorstellung der PISA-Ergebnisse (v. l.): Paolo Lorenzi, Rudolf Meraner, Landesrätin Sabina Kasslatter Mur sowie Landesrat Christian Tommasini. Arger Rückschlag Einen argen Rückschlag hat Südtirols Schule im Vergleich zu PISA 2006 im Bereich Textverständnis erlitten. Lagen die 15-Jährigen vor wenigen Jahren noch im Spitzenfeld, so erzielen sie jetzt bei der Lesekompetenz nur noch Durchschnittswerte. Dabei haben die deutschsprachigen Schulen besser abgeschnitten als die italienischsprachigen. Südtirol erreichte im Jahr 2009 490 Punkte und liegt dabei unter dem OECD-Schnitt (493) und hinter Deutschland (497), aber vor Italien (486) oder Österreich (470), das bei der Lesekompetenz unter den 34 teilnehmenden OECD-Staaten nur auf Platz 31 rangiert. An der Spitze in Sachen Textverständnis liegen Shanghai (556), Südkorea (539), Finnland (536), Hongkong (533) und Singapur (526). Zweitbestes europäisches Land sind die Niederlande (508) vor Belgien (506), Norwegen (503) und der Schweiz (501). Bei PISA 2006 erzielte Südtirol noch 502 Punkte. Besonders ins Auge sticht der Vergleich mit den übrigen Regionen Norditaliens. Hier nimmt Südtirol den nicht gerade schmeichelhaften letzten Platz ein. Große Unterschiede in den verschiedenen Schultypen Bemerkenswert sind die großen Unterschiede im Textverständnis in den verschiedenen Südtiroler Schultypen: Lyzeen/Gymnasien 558 (562 in der deutschen, 551 in der italienischen Schule) Fachoberschulen 512 (519 in der deutschen, 485 in der italienischen Schule) Fachlehranstalten 452 (473 in der deutschen, 391 in der italienischen Schule) Berufsbildung 432 (438 in der deutschen, 381 in der italienischen Schule) In Mathematik läuft es besser Etwas besser als im Textverständnis sieht die Situation in Mathematik (und ähnlich in Naturwissenschaften) aus. Hier liegt Südtirol in Norditalien im guten Mittelfeld, allerdings hinter den drei Nachbarregionen Trentino, Lombardei und Veneto. "Soziale Ungleichheiten werden austariert" Das wichtigste Ergebnis der PISA-Studie 2009 liegt für Südtirols Schullandesrätin allerdings nicht im Lesen, der Mathematik oder den Naturwissenschaften. „Ich bin stolz darauf, dass Südtirol nach wie vor in der Lage ist, soziale Ungleichheiten auszutarieren", betonte Kasslatter Mur. Länder wie Deutschland oder Österreich hätten da ihre Probleme. „Ich denke, dass dieses Ergebnis gesellschafspolitisch das wichtigste ist."