Viele Fragen für Christoph Franceschini

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Groß wie noch nie war das Interesse der WFO-ler am Treffen mit Buchautor Christoph Franceschini im Rahmen des Politischen Forums in der Aula des Außensitzes. Neben 30 Schülerinnen und Schülern - trotz des Fehlens der Viertklässler - ließen es sich auch mehrere Lehrpersonen nicht nehmen, beim rund eineinhalbstündigen Gespräch mit dem Eppaner Autor und Filmemacher dabei zu sein. Gemeinsam mit Arthur Oberhofer hat Franceschini vor kurzem das Buch "Freunde im Edelweiß" herausgegeben, das in der Südtiroler Politik seitdem für riesige Verwerfungen sorgt.

 

Franceschini erzählte den Anwesenden kurz von seinem Werdegang und wechselte dann gleich in den Frage-Antwort-Modus. Die Schülerinnen und Schüler und auch einige Lehrpersonen stellten nun Frage um Frage, und der Buchautor antwortete bereitwillig.

"Vor etwas mehr als einem Jahr wurde mir und ebenso Arthur Oberhofer ein Stick mit den Abhörgesprächen der SAD-Untersuchungen zugespielt. Bis heute wissen wir nicht, wer uns diesen Stick geschickt hat", erzählte Franceschini. "Der Inhalt war überaus interessant und aufregend. Im Lauf des Jahres kam dann die Idee auf, gemeinsam ein Buch zu verfassen. Oberhofer hat im Oktober begonnen zu schreiben, ich im November. Eine große Hilfe war mir dabei mein Sohn, der in Wien Geschichte studiert. Er hat sich alle Telefongespräche angehört und die interessanten Teile niedergeschrieben. Heute kennt er sich in der SAD-Problematik besser aus als ich. Wenn ich etwas wissen will, wende ich mich oft an ihn."

Viele Fragen der Schüler und Lehrer betrafen die derzeitige Situation in der SVP. Franceschini wartete dabei mit einigen überraschenden Aussagen auf. So glaubt er nicht, dass die SVP bei der Landtagswahl 2023 allzuviel einbüßen wird. "In eineinhalb Jahren ist das vermutlich alles vergessen - höchstens es kommt ein weiterer Skandal dazu", so Franceschini.

Auf die Frage, wer nächster Landeshauptmann wird, sollte Arno Kompatscher nicht weitermachen, meinte Franceschini ohne zu zögern: "Der Europaabgeordnete Dorfmann. An zweiter Stelle Waltraud Deeg. Philipp Achhammer wohl nicht."

Zur Arbeit des Landeshauptmanns sagte Franceschini: "Kompatscher hat gut gearbeitet aber auch viele Fehler gemacht. Bei der Basis kommt er sehr gut an, aber ihm fehlt nach so vielen Jahren an der Spitze des Landes der Rückhalt bei den SVP-Landespolitikern. Und damit tut er sich schwer zu regieren. Vermutlich hat er auch die falschen Berater. Selbes gilt natürlich auch für die SVP. Jede Schule hat ihren Notfallplan wenn etwas passiert. Bei der SVP wusste man beim Auftauchen der SAD-Telefongespräche überhaupt nicht wie weiter."

Auf die Frage einer Schülerin, welches der vielen Telefonate ihn am meisten beeindruckt hat, meinte Franceschini: "Sicher jenes zwischen den SAD-Chefs Gatterer und Vettori. Dabei ging es um die Eltern von Landesrat Alfreider."

Für die SVP sieht Franceschini trotz der vielen Polemiken nicht schwarz: "Die Volkspartei wird sicher weiterregieren und sie hat tausende gute Leute. Und wenn sie statt 40 nur mehr 30 Prozent bekommt, ist das das auch nicht so schlecht. Es wäre höchst an der Zeit, dass man auch Mal mit deutschsprachigen Parteien  eine Koalition eingehen muss. Parteien mit 40 bis 45 Prozent kommen in der heutigen Zeit in Europa fast nicht mehr vor."

Auf seine nächsten Pläne angesprochen meinte Franceschini lächelnd: "Ich bin schon an einem weiteren Thema dran. Vielleicht wird daraus was." Und der Autor deutete dabei die Einkäufe der China-Masken durch die Landesregierung im Frühjahr 2020 an.

 

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Bericht von Florian Romagna*

* Leiter der Arbeitsgruppe Politische Bildung an der WFO Bozen

Für das 9. Poltische Forum konnte als Gast der Journalist und Buchautor Christoph Franceschini gewonnen werden. Dies erklärt auch das enorme Interesse an der Veranstaltung. Obwohl fast sämtliche 4. Klassen aufgrund der Praktikumswochen nicht an der Schule waren, meldeten sich um die 30 Schülerinnen und Schüler der 2., 3. und 5. Klassen an. Zur Freude der Veranstalter waren zum ersten Mal auch Schüler der Sportrichtung vertreten. Zudem lauschten zeitweise bis zu sechs Lehrpersonen den Ausführungen Franceschinis.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse am kürzlich veröffentlichten Aufdeckerbuch „Freunde im Edelweiß“, das Christoph Franceschini zusammen mit Arthur Oberhofer geschrieben hat. Auf fast 500 Seiten liefert das Buch ein Sittenbild der Südtiroler Politik.

Das Buch ist ein „Spaziergang durch die Hinterzimmer der Macht (...). Mit allen Facetten und Abstufungen, die zwischen einer Provinzposse, einem Skandal und möglichen strafrechtlichen Verantwortlichkeiten liegen“ (Ausschnitt aus dem Prolog des Buches). Entstanden ist das Buch durch die Auswertung von über 500 Stunden abgehörter Telefongespräche, die den beiden Buchautoren anonym zugespielt wurden.

Christoph Franceschini ermöglichte den Schüler/-innen und anwesenden Lehrpersonen Einblicke in seine Arbeit und sein Leben als Investigativjournalist. So meinte Franceschini, dass er zwar sehr viel Lob für das Buch erhalten habe, als Investigativjournalist lebe man zeitweise jedoch auch ein einsames Leben, da man mit Strafandrohungen und diversen Prozessen meist alleine dastehe.

Er betonte seine Auffassung von Journalismus, die er als Berufung sieht. So haben die Menschen das Recht über Machenschaften, die das öffentliche Interesse betreffen informiert und aufgeklärt zu werden. Wobei der Journalismus auch immer wieder eine Gradwanderung vollziehen müsse, vor allem, wenn es um die Veröffentlichung von Abhörprotokollen gehe. So wurde nur ein Bruchteil der Gespräche veröffentlicht und zwar nur diese, die eine enorme öffentliche Relevanz aufweisen.

Auf die vielen Fragen der Schüler/-innen und Lehrpersonen antwortete der Buchautor mit Bedacht, ging aber auf (fast) alle Fragen ein und ermöglichte den aufmerksamen Zuhörer/-innen viele interessante und hochaktuelle Einblicke. Die politischen Folgen und die Aufarbeitung innerhalb der SVP wurden dabei genauso angesprochen, wie auch die moralischen und ethischen Standards, die innerhalb einer demokratischen Gesellschaft gelten sollten.
Christoph Franceschini ließ zudem damit aufhorchen, dass demnächst ein neuer Skandal die Südtiroler Politik und Gesellschaft erschüttern werde.

Es bleibt zu hoffen, dass die zum Teil beängstigenden Einblicke nicht zu noch mehr Politikverdrossenheit führen. Vielmehr sollten uns solche Ereignisse dazu anregen, sich mit lokalpolitischen Ereignissen intensiver auseinanderzusetzen, nicht den Fehler zu begehen alle „Politiker“ über einen Kamm zu scheren, zu differenzieren und auch das eigene Handeln vermehrt an moralischen und ethischen Kriterien zu messen.

 

 

 

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